DE

September 2020

Liebe Spender, Spenderinnen und Freunde

 

Heute Morgen zog ich erstmals seit Wochen wieder eine lange Hose an und als ich den nebligen Himmel betrachtete, stellte ich überrascht fest, der Herbst ist fast angekommen. Leise hat er sich angeschlichen.


In den Wochen, in der uns die Sonne verwöhnte, der Regen auf sich warten liess, erhielt die Sahelzone viel zu viel davon. Dort hatten starke Regenfälle seit Juli Sturzfluten im ganzen Land ausgelöst. In der Hauptstadt Niamey brach ein Deich am Ufer des Niger-Flusses, sodass mehrere Stadtteile evakuiert werden mussten. Dutzende von in Not geratenen Bewohnern flohen aus ihren Häusern, einige schwammen durch überflutete Strassen. Sauberes Trinkwasser ist knapp! Viele verloren ihr Hab und Gut und stehen nun vor dem Nichts.

 

Diese landesübergreifenden Überschwemmungen haben mindestens drei Millionen Tonnen Reis vernichtet - das entspricht einem Viertel der gesamten Ernte! Die Vereinten Nationen reagierten schnell und stellten vielen Opfern Unterkünfte mit Hygieneartikeln und Lebensmittel zur Verfügung.
Der Klimawandel ist auch in diesem Land stark zu spüren, ist es doch seit mehreren Jahren Überschwemmungen ausgesetzt, auch in den Wüstengebieten des Nordens, wo die Tuareg heimisch sind.


Nahrungsmittelhilfe für die Nomadenschule „Aragh“

Besonders an den Schulen macht sich die Nahrungsknappheit bemerkbar. Sie funktionieren wie ein Internat, die Schüler erhalten zwei warme Mahlzeiten täglich während des Unterrichtes.

 

In einer solchen Struktur ist die Essensausgabe auch eine Motivation die Schüler in die Schule zu senden. Damit die Kinder gut lernen ist es auch wichtig, dass sie genügend Energie bekommen, sprich wir stellen sicher, dass sie keine Mangelernährung haben.


 

Der Schuldirektor ist sich dem bewusst und hat ENMIGRAW Suisse um entsprechende Unterstützung angefragt. Wir ersehen es für zwingend, diese Schule am Laufen zu erhalten und stellen ihnen die finanziellen Mittel zur Erhaltung der Kantine für die kommenden drei Monate zur Verfügung.

 

Kosten CHF 500.-


Brunnensanierung „Mouhamed“ in Goratt

Wie bei den ersten drei von uns sanierten Brunnen in der Region Gougaram, befindet sich der Grundwasserspiegel auf ca. 25 Metern.

 

Die alten Stämme, welche den Schacht einigermassen stabilisierten, wurden entfernt und die Wände geglättet. Der erste Betonring, der als Basis dient, wird vorproduziert und in den gesäuberten Schacht gesetzt.


 

Auf diesem werden dann die restlichen Betonringe aufgebaut und verankert. Nach erreichen der gewünschten Höhe, wird eine längere Pause eingehalten. Durch das Eigengewicht der Ringe, setzt sich die ganze Konstruktion langsam, bis sie stabil auf der harten Gesteinsschicht aufliegt. Erst jetzt wird der freiliegende Brunnenschacht aussen aufgefüllt und die Zugvorrichtung einbetoniert.


 

Trotz des sehr hohen Wasserstandes, konnte dieser Ziehbrunnen zu aller Zufriedenheit in Stand gestellt werden und die Tuaregnomaden sind froh, sauberes Trinkwasser für sich und ihre Tiere schöpfen zu können.

 

Kosten CHF 3‘128.-


Nomadenschule „Alamad“

Trotz des Lockdowns konnten die Kinder die Prüfungen machen und wir können mit Stolz sagen, dass 4 Mädchen sogar mit Collège-Niveau abgeschlossen haben. Es würde uns freuen, wenn sie diesen Weg beschreiten, dies liegt nun aber nicht mehr in unserer Hand. Wie ihr sicher wisst, decken wir die 6 Jahre Grundschule ab. Weiterführende Schulbildung können wir uns nicht leisten. Viel Glück allen Schülern für das kommende Schuljahr und BRAVO!


Nach fast 9 Jahren Nomadenschule „Alamad“ machen wir uns auch Gedanken, wie wir den Fortbestand sichern oder allenfalls sogar noch ausbauen können. Eines unserer Ziele war schon immer, die Projekte in die Hände der Einheimischen übergeben zu können.

Um die Zukunft zu gewährleisten, werden wir in der nächsten Zeit mit dem Bildungsministerium verschieden Varianten prüfen. Ob es die zur Verfügung Stellung eines Collège-Lehrers ist oder sie die Schule in das offizielle Schulnetz übernehmen, das sind Ideen, die wir besprechen wollen.

 

Gerne werden wir zu gegebener Zeit wieder darüber berichten. Wir brauchen sicher noch etwas Geduld und es soll eine gute Lösung für alle sein, nur dann sind wir für eine Übergabe bereit. Bis dahin danken wir euch allen, dass ihr die Schule weiterhin tatkräftig unterstützt.




Mai 2020

 Liebe Spender, Spenderinnen und Freunde

 

Wie überall auf der Welt ist auch in Niger Mitte März der erste Covid-19 Fall bestätigt worden. Der angeordnete Lockdown betraf die Bevölkerung in den grossen Städten am meisten – doch spurlos ging diese Situation auch an den Tuaregnomaden nicht vorbei! Viele verloren ihre Arbeit (eine Versicherung oder Unterstützung wie wir sie kennen, existiert nicht) und wurden mit ihren Ängsten sich selbst überlassen. Sie wissen, dass bei einer Ansteckung eine adäquate medizinische Versorgung mehr als weit weg ist.
Die Nomaden der Wüste sind als Selbstversorger unterwegs und haben zu fremden Menschen fast keinerlei Kontakt, was sich in solchen Zeiten zweifellos positiv auswirkt.
Trotzdem haben Panikkäufe und die Schliessung der Grenze zu Nigeria einen krassen Preisanstieg auf dem Getreidemarkt Nigers bewirkt. Am stärksten betroffen davon war die Hirse, welche innerhalb einer Woche um 10% teurer wurde. Der Handelsminister kündigte am 6. April 2020 die Einführung von Preisgrenzen für Produkte des Primärbedarfes an und trat Gerüchten über eine Schließung der Märkte des Landes entgegen. Mitte April beschloss die Nationalversammlung Nigers den landesweiten Ausnahmezustand bis 11. Juli 2020 zu verlängern.

 

In dieser von Unsicherheit geprägten Zeit, war für uns wichtig, die geplanten Projekte, wenn möglich aufrecht zu erhalten, um den Menschen eine Arbeitsmöglichkeit zu geben.

 


Brunnensanierungen „Rhane“ in Amsala,“Ahmed“ in Enchinchin und „Arali“ in Danat

 Alle sanierten Brunnen befinden sich in der Region Gougaram/Talak. In diesem Tal ist der Grundwasserspiegel bei

18-29 Metern anzutreffen, was der Baucrew die Arbeit wesentlich erleichtert.

Nachdem der Brunnengrund von Geröll, Sand und Wasser befreit wurde, machten sich die Männer daran, den untersten Stützring zu setzen und zu verankern. Auf diesem werden anschliessend alle Betonringe aufgebaut!


 

 

Beide Brunnen konnten ohne Probleme befestigt und saniert werden, so dass sie wieder voll funktionstüchtig sind und die Bevölkerung mit sauberem Wasser versorgen können.

 


 In der Zwischenzeit regnete es in der Bergen und nach einigen Tagen stieg der Wasserspiegel so stark an, dass der Maurer beim Setzen der Betonringe im kühlen Nass stand, was weder für den Beton noch für Afano gut war.
So wurde diese Sanierung momentan stillgelegt, bis sich der Grundwasserspiegel wieder gesenkt hat. Gemäss den ansässigen Tuareg wird das in ca. einem Monat der Fall sein.

 

Kostenpunkt für die 3 Brunnen CHF 7‘895.-


Nomadenschule "Alamad"

 Wie alle Schulen im Lande, musste auch Alamad seine Türen schliessen. Verlassen liegt das Schulareal da, denn die Kinder sind bis auf weiteres zu Hause in ihren Zelten.
Ein ungewohnter Anblick – wann genau wir wieder öffnen dürfen, ist noch ungewiss.

 

Auch hier müssen wir die kommende Entwicklung abwarten.

 


Apotheke "Titima" in Gougaram

Wir kennen es alle: Manchmal dreht sich ein Projekt im Kreis und man investiert immer noch Energie, weil man daran glaubt. Eigentlich weiss man, dass man es besser stoppen sollte. Genauso ist es auch uns ergangen mit dieser Apotheke. Schlussendlich haben wir uns entschieden, das Projekt nach 2 Jahren zu beenden. Die Apotheke sollte der lokalen Bevölkerung die Möglichkeit geben, die notwendigsten Medikamente vor Ort zu kaufen und damit die mangelnde Grundversorgung sicherzustellen.

 

Wieso haben wir das Projekt gestoppt? Leider hat die Selbstfinanzierung nicht funktioniert. Ausserdem gab es immer wieder Querelen unter der Bevölkerung wer noch davon profitieren sollte und wer entscheiden darf. Trotz unserer kompetenten lokalen Vertretung vor Ort, die sich in Gougaram bestens auskennt, konnten wir dies nie ganz auflösen. Das Ziel des Projektes rückte in immer weitere Ferne.

 

Was haben wir daraus gelernt? Trotz guter Verankerung und sicher sehr grosser Offenheit allerseits gibt es Dinge, die auch wir nicht beeinflussen und regeln können. Wir haben Titima mit gutem Gewissen gestoppt.
Während der ganzen Tätigkeit von ENMIGRAW konnten wir lediglich zwei Projekt nicht erfolgreich realisieren. Ein Brunnenbau wegen nicht durchdringbaren Gesteinsschichten und das Frauenprojekt Tilalt wegen Mangels an Doumpalmenblättern. Nun konzentrieren wir uns wieder auf die kommenden Projekte.

 


Ausbildungsstipendium Alhassane Barka

 

Gegenwärtig ist auch Alhassane zu Hause und schreibt an seiner Masterarbeit für die „Ecole des Cadres“, die er kommenden Monat präsentieren sollte.

 

 

Er ist sehr dankbar für die Chance, die er dank unseres Stipendiums erhalten hat und wir sind überzeugt, dass er von dieser beruflichen Weiterbildung nur profitieren kann.

 




Januar 2020

Liebe Spender, Spenderinnen und Freunde

 

Die ersten Tage des neuen Jahres sind vorbei und die Temperaturen draussen sind frostig geworden. Wir blicken auf ein Jahr mit vielen Eindrücken und Erfahrungen zurück.
Mouhamed reiste letzten November in den Niger, um die verschiedenen Projekte zu besuchen und zu kontrollieren. Er sprach mit den Verantwortlichen vor Ort und organisierte die künftigen Brunnensanierungen.


Frauenprojekt "Toudou"

Die Präsidentin Fatimah Mohammed bedankt sich im Namen aller 23 Frauen für unsere Unterstützung. Sie sehen sich als Schlüsselfiguren des Wandels, denn sie tragen oft die Verantwortung für den ganzen Haushalt.

„Mein Mann ist gestorben“, erzählt Raisha, „so bin ich die Ernährerin der ganzen Familie“. Mouhamed übergab ihnen CHF 250.-, damit sie die Batikfärberei ausbauen können. Solche Stoffe sind in Agadez gefragt. Ihre Motivation und Einsatz einen kleinen Verdienst zu erwirtschaften, ist gross.


Nomadenschule "Alamad"

Momentan füllen 22-25 Kinder den Klassenraum – sie erhielten am Anfang des Schuljahres extra für sie geschneiderte neue Kleidung, die sie stolz präsentierten. Die Freude war riesengross; so macht der Unterricht gleich mehr Spass! Oft kommen die Kinder mit kaputten oder fehlenden Kleidungsstücken zur Schule, da die armen Familien, die sich keine spezielle Schulkleidung leisten können.


 

Die Lebensmittellieferung für die ersten 3 Monate erhielt 15 Säcke Reis, 20 Karton Nudeln, jeweils 10 Karton Trockenmilch und Zucker, 6 Gallonen Öl, 5 Karton Tomatenmark, Salz, Seife und verschiedene Küchenutensilien.

 

Auch die Schulapotheke wurde aufgestockt.


 

Aus unserer Sicht ist Bildung, auch wenn es „nur“ die Basis Rechnen, Schreiben, Lesen ist, der beste Weg um eine selbstbestimmte Zukunft gestalten zu können.

Darum investieren wir weiterhin in diese kleine Nomadenschule und ebnen den Kindern den Weg, sich später eine rentable Lebensbasis aufbauen zu können.


Brunnensanierung "Ibrahim"

 

Drei Stunden von der Strasse entfernt befindet sich dieser vom Alter gezeichnete Brunnen. Eine holprige Piste, die den Geländewagen der Baucrew immer wieder heftig ruckeln lässt, führt schlussendlich zum Ziel. Wer nicht vorsichtig fährt, läuft Gefahr, mit dem Auto aufzusetzen oder die Ladung zu beschädigen.


 

Die Inspektion durch unseren Maurermeister Affano zeigt, dass dieser Ziehbrunnen mit seinen 60 Metern zu den tiefen seiner Art gehört. Auch hier muss erst die feste Gesteinsschicht ermittelt werden, damit die Schalungsringe erfolgreich verankert und aufgebaut werden können.



Der Rest bleibt sich gleich, wie bei den vorherigen Brunnensanierungen und nach 8 Wochen ist diese schwierige und kräftezehrende Arbeit beendet. Ibrahim bedankt sich von Herzen bei der gesamten Baucrew und bei allen Spendern, die diese Sanierung möglich gemacht haben.

 

Kosten CHF 6‘450.-


Ausbildung Alhassana Barka

„Es war nicht leicht, doch meine Anstrengungen haben sich gelohnt“, sagt Alhassane. Momentan schreibt er an seine Abschlussarbeit. Ebenfalls konnte er auch schon bei Niger Telecom ein Praktikum machen und Erfahrungen sammeln.
Durch die Übernahme der Studiengebühren (siehe Bericht April News) konnte Alhassane diese wichtige berufliche Weiterbildung antreten. Er erwarb das nötige geschäftliche Wissen, um damit eine Perspektive und Chance zu haben, seine Lebensumstände zu verbessern.